Parodontitis:
Ursachen und Folgen

Eine Parodontitis ist eine Erkrankung, die durch entzündungsfördernde Bakterien ausgelöst wird.

Unterschiedliche Bakterienarten gehören zur Mundflora und verursachen deshalb noch keine Krankheit. Erst wenn bestimmte Bakterienarten, wie im Fall der Parodontitis, die Bakterienzusammensetzung dominieren, kommt es zur Erkrankung.

Wird aufgrund einer mangelnden Mundhygiene der Zahnbelag auf den Zähnen und dem Zahnfleisch nicht regelmäßig entfernt, besiedeln die Bakterien den Zahnbelag. Dort bilden sie einen haftenden schleimartigen bakteriellen Biofilm, in dem sie überleben und sich rasant vermehren können.

Das Immunsystem reagiert auf den Bakterienbefall, indem es Entzündungsprozesse hervorruft. Diese Entzündungen zerstören letztendlich den Zahnhalteapparat.

Parodontitis und Zahnhalteapparat

Man spricht bei der Parodontitis von einer „parodontalen“ Krankheit, weil bei ihr das Parodontium / der Zahnhalteapparat erkrankt ist. Das Parodontium besteht aus:

  • dem Zahnfleisch,
  • dem knöchernen Zahnfach / dem Alveolarknochen, in dem die Zahnwurzeln verankert sind,
  • dem Wurzelzement als äußerer Schicht der einzelnen Zahnwurzel
  • und den kollagenen Faserbündeln, die mit dem Wurzelzement und dem Knochen verwachsen sind.

Ohne einen gesunden Zahnhalteapparat haben die Zähne keinen Halt mehr, sie lockern und verlagern sich, bis sie schließlich herausfallen.

Zusätzliche Risikofaktoren

Es gibt Risikofaktoren, die das Auftreten einer Parodontitis fördern. Dazu gehören unter anderem das Rauchen, eine unausgewogene Ernährung, Übergewicht, ein geschwächtes Immunsystem, chronischer psychosozialer Stress, hormonelle Umstellungen, Vorerkrankungen oder ein schlecht eingestellter Blutzuckerwert bei Diabetes mellitus.

Verlauf der Parodontitis

Eine Parodontitis zeigt einen typischen Krankheitsverlauf. Sie beginnt mit einer Zahnfleischentzündung, einer Gingivitis, bei der zunächst nur das Zahnfleisch gerötet und geschwollen ist. Häufig tritt Zahnfleischbluten auf.

Wird die Entzündung nicht gestoppt, entsteht eine Parodontitis. Infolge der bakteriellen Beläge auf dem Zahnfleisch und insbesondere am Zahnfleischrand bilden sich sogenannte Zahnfleischtaschen. An diesen Stellen hat sich das entzündete Zahnfleisch bereits zurückgezogen und von den Zähnen abgelöst, wodurch ein Teil der Zahnwurzeln freiliegt. Die Zähne erscheinen dadurch länger.

Im Verlauf nehmen die Beläge zu. Sie bestehen aus zähem bakteriellen Biofilm und die darunter liegende Schicht aus Zahnstein. Nach und nach erfassen die Entzündungen den gesamten Zahnhalteapparat und zerstören ihn. Die Zähne lockern sich dadurch und es kommt zum Zahnverlust. Die Entzündungsherde breiten sich weiter aus, bis der Oberkiefer und Unterkiefer vollständig betroffen sind. Die Folgen der Parodontitis sind weitreichend. Denn gelangen die entzündungsauslösenden Bakterien durch das geschädigte Gewebe in die Blutbahn, können im Körper andere Krankheiten entstehen oder Vorerkrankungen sich verschlechtern.

Folgeerkrankungen und Wechselwirkungen mit Vorerkrankungen

Durch die langjährige medizinische Forschung weiß man heute, dass zwischen Parodontitis und anderen Krankheiten ein Zusammenhang besteht. So erhöht sich beispielsweise bei einer Parodontitis das Risiko für gefäßbedingte Krankheiten, zu denen der Schlaganfall oder die koronare Herzkrankheit gehören. Außerdem konnte man beobachten, dass Vorerkrankungen den Verlauf der Parodontitis verschlimmern und umgekehrt, die Parodontitis sich auf die Krankheitsverläufe von Vorerkrankungen verschärfend auswirkt. Hier seien als Beispiele genannt: der Diabetes mellitus, die rheumatoide Arthritis oder die Atherosklerose.

Die Parodonthaltherapie
in unserer Praxis

Die Diagnose einer Parodontitis

Um eine komplexe Krankheit wie die Parodontitis zu behandeln, bedarf es einer genauen Diagnostik. Daher befragen wir Sie bei der Anamnese zu Allgemeinerkrankungen bzw. Vorerkrankungen, unter denen Sie leiden.

Daran anschließend untersuchen wir das entzündete Gewebe im Mundraum. Wir schauen, inwieweit die Wurzeloberflächen Ihrer Zähne durch die Entzündungsprozesse freiliegen, prüfen, wie stark die bakteriellen Beläge ausgeprägt sind, und testen die Blutungsneigung des weichen Gewebes. Desweiteren erstellen wir digitale Röntgenaufnahmen Ihres Kiefers, um herauszufinden, ob die Parodontitis sich schon auf das knöcherne Gewebe des Zahnhalteapparats ausgedehnt hat.

Testverfahren zur Diagnose

Es gibt verschiedene Testverfahren mit feinen Sonden, mit denen der Schweregrad der Parodontitis bestimmt wird.

Wenn eine Allgemeinerkrankung gemeinsam mit einer Parodontitis auftritt, können außerdem mikrobiologische Tests im Labor notwendig werden, um die entzündungsauslösenden Bakterienarten genau zu bestimmen, damit wir sie gezielter bekämpfen können.

Ein wichtiger Test ist der Parodontale Screening Index / PSI: Dabei messen wir mit einer Sonde, die eine Messskala aufweist, die Tiefen der Zahnfleischtaschen. Je tiefer eine Zahnfleischtasche ist, umso schwerer die parodontale Erkrankung. Die nachfolgenden Bilder stellen die Messung mit der Sonde grafisch dar:

Grafik Verlauf einer unbehandelten Parodontitis Zahnarztpraxis Dr. Freund & Kollegen Berlin

Im Bild 1 ist das Zahnfleisch gesund, es liegen keine bakteriellen Beläge vor.

Im Bild 2 ist das Zahnfleisch entzündet und hat sich von der Zahnwurzel etwas gelöst, eine seichte Zahnfleischtasche hat sich gebildet: Der Beginn einer Parodontitis. Die bakteriellen Beläge, braun dargestellt, haften auf der Oberfläche des freiliegenden Zahnwurzelsegments.

Im Bild 3 hat sich die Zahnfleischtasche vergrößert, die Sonde mit der Messskala reicht nun tiefer. Eine mittelschwere Parodontitis liegt vor. Das Zahnfleisch zeigt eine großflächige Entzündung. Auf der freiliegenden Zahnwurzeloberfläche haben sich ein zäher bakterieller Belag und Zahnstein gebildet, das knöcherne Gewebe wird angegriffen.

Im Bild 4 wird eine schwere Parodontitis dargestellt, deutlich sichtbar an der tiefen Zahnfleischtasche. Das Zahnfleisch ist zurückgebildet, bakterielle Belägen breiten sich auf der Zahnwurzeloberfläche aus, während das knöcherne Gewebe durch den Entzündungsprozess zerstört wird.

Die Behandlung der Parodontitis – die Parodontaltherapie

Abhängig vom Schweregrad Ihrer Parodontitis planen wir die einzelnen Behandlungsschritte in ihrer zeitlichen Abfolge und legen die Therapieverfahren fest. Zuerst führen wir als Vorbehandlung des gesamten Mundraums eine Professionelle Zahnreinigung / PZR durch. Dabei werden Ihre Zähne und Ihr Zahnfleisch intensiv gereinigt und von bakteriellen Belägen befreit.

Daraufhin erfolgt die geschlossene Parodontitisbehandlung, auch bekannt unter der medizinischen Abkürzung SRP für englisch „Scaling and root planing“. Diese Form der Parodontaltherapie hat drei Behandlungsziele:

1. das Entfernen aller Beläge auf den Zahnwurzeloberflächen,
2. die Reduktion bzw. Beseitigung der entzündungsauslösenden Parodontitisbakterien auf den Wurzeloberflächen und dem Zahnfleischgewebe, das sie umgibt,
3. die Glättung der Wurzeloberflächen, damit sich Bakterien dort nicht wieder ansiedeln und somit das Zahnfleisch abheilen kann.

Die Beläge auf den Wurzeloberflächen Ihrer Zähne entfernen wir im Verfahren der geschlossenen Kürettage. Sie ist schmerzfrei, da wir Ihren erkrankten Kieferbereich mithilfe einer Lokalanästhesie vorab betäuben. Die Wurzeloberflächen werden mit Handinstrumenten, Küretten, mit Ultraschall und einer Pulverstrahlbehandlung gründlich gesäubert und danach geglättet. Hierbei behandeln wir das angrenzende Gewebe der Zahnfleischtaschen mit, denn auch dort haften die zähen weichen bakteriellen Beläge an.

Um bei starkem Bakterienbefall die entzündungsauslösenden Keime in Ihrem Mund weiter zu reduzieren und ihr Übergreifen auf noch gesunde Bereiche zu verhindern, nehmen wir eine Full-Mouth-Disinfection / FMD vor. Dafür bringen wir den Wirkstoff Chlorhexidin in Form von Gel direkt in die Zahnfleischtaschen ein. Gegebenfalls kann eine Behandlung mit Laser die Keimtötung unterstützen: Das Licht des Lasers erreicht das Gewebe in tiefen Zahnfleischtaschen, wo es die Bakterien vernichtet. Zudem stillt das Laserlicht leichte Blutungen Ihres Zahnfleischs, die manchmal nach der Kürettage auftreten können.

Sollten Sie unter einer Vorerkrankung leiden, die durch die entzündungsauslösenden Parodontitisbakterien verstärkt wird, behandeln wir Sie zusätzlich mit einem Antibiotikum, das Sie über einen festgelegten Zeitraum einnehmen.

Hinweis: Die Parodontaltherapie führen wir bei unseren Patientinnen und Patienten in zeitlich kurz aufeinanderfolgenden Behandlungssitzungen durch. So ist gewährleistet, dass die Parodontitisbakterien die behandelten Kieferbereiche nicht neu besiedeln und sich nicht erneut vermehren.

Nachsorge und Recall

Die Parodontitis ist eine Erkrankung, die jederzeit wieder aufflammen kann, wenn sich der Anteil der Parodontitisbakterien in Ihrer Mundflora erhöht.

Nach der Parodontitisbehandlung bitten wir Sie, unbedingt an den Nachsorgeterminen teilzunehmen. Diese engmaschigen Nachkontrollen alle zwei Wochen dienen dazu, den Anteil der Parodontitisbakterien noch weiter zu senken. Dabei behandeln wir die sichtbaren Bereiche mit chlorhexidinhaltigen Polituren. Anschließend finden Ihre Kontrolluntersuchungen regelmäßig zwei Mal pro Jahr statt, damit wir eine erneute Erkrankung rechtzeitig diagnostizieren und stoppen können.

Da es ein bis zwei Jahre dauern kann, bis eine Parodontitis ausgeheilt ist, betreuen wir Sie umfassend mit einer unterstützenden Parodontitistherapie: alle drei Monate kommen Sie bitte zu einer Prophylaxebehandlung / Professionellen Zahnreinigung. Sobald sich der Behandlungserfolg stabilisiert hat und Ihre Parodontitis abgeklungen ist, bitten wir Sie zwei Mal pro Jahr zur Professionellen Zahnreinigung in unsere Praxis.

Genauso wichtig wie unsere therapeutischen Maßnahmen ist Ihre tägliche, gründliche Mundhygiene, um einer Neuerkrankung an Parodontitis vorzubeugen. Während der Prophylaxebehandlung beraten wir Sie zu den geeigneten Putztechniken und Hilfsmitteln.