Die Erkrankung
des Zahnmarks

Im Inneren eines Zahnes befindet sich in der Zahnhöhle das Zahnmark – die Pulpa, gebildet aus Nervengewebe, Bindegewebe und Blutgefäßen. Das Zahnmark ernährt den Zahn und reicht von der Zahnkrone bis tief in die Spitzen der Zahnwurzel, wie Bild 1 hier unten zeigt:

Grafik Verlauf einer Zahnmark-Entzündung Pulpitis Zahnarztpraxis Dr. Freund & Kollegen Berlin

Das empfindliche Zahnmark wird geschützt durch die Zahnhartsubstanz, die aus Zahnschmelz und dem Dentin besteht. Wird die Zahnhartsubstanz allerdings brüchig oder komplett zerstört, gelangen ungehindert Bakterien in die Zahnhöhle. Das passiert beispielsweise bei einem Unfall, bei dem die Zahnkrone so stark beschädigt sein kann, dass das Zahnmark freiliegt.

Die häufigste Ursache jedoch für eine defekte Zahnkrone ist Karies – in Bild 2 dargestellt als braune Fläche. Solange sie unbehandelt bleibt, dehnt sie sich weiter bis zum Zahnmark aus. Die Kariesbakterien dringen auf diese Weise in die Zahnhöhle ein und infizieren das Zahnmark, das sich dadurch entzündet – sichtbar in Bild 3.

Der betroffene Zahn reagiert jetzt sehr empfindlich auf den Druck beim Kauen, auf Kaltes oder Heißes und schmerzt anhaltend. Die Entzündung in seinem Inneren schreitet voran, sie kann das gesamte Zahnmark erfassen und bis in die Wurzelspitzen vordringen, wo sie beispielsweise Abszesse hervorruft – zu erkennen in Bild 4.

Eine Entzündung des Zahnmarks, Pulpitis genannt, behandeln wir unterschiedlich, je nachdem, welches Erkrankungsstadium vorliegt. Wenn das Zahnmark nur leicht entzündet ist, kann es genügen, dass wir den infizierten Bereich der Zahnhartsubstanz entfernen. Falls notwendig bringen wir ein entzündungshemmendes Medikament in das Zahninnere ein. Zum Schluss verschließen wir den Zahn wieder mit einer Kompositfüllung. Das Medikament wirkt der Entzündung entgegen, infolgedessen gesundet das Zahnmark. Nach einiger Zeit überprüfen wir den Behandlungserfolg.

Stellen wir jedoch bei der Diagnose fest, dass die Entzündung schon weit fortgeschritten und das infizierte Zahnmark eitrig oder abgestorben ist, versuchen wir Ihren Zahn durch eine Wurzelkanalbehandlung zu erhalten.

Die Wurzelkanalbehandlung
in unserer Praxis

Mit der Diagnose ermitteln wir, wie stark das Zahnmarkgewebe Ihres Zahnes geschädigt ist. Dafür führen wir eine detaillierte Schmerz-Anamnese durch und testen, ob das Zahnmark auf Reize von außen empfindlich reagiert. Zusätzlich erstellen wir digitale Röntgenaufnahmen, die uns mögliche andere Erkrankungen Ihres Zahnes zeigen und ob gebenenfalls die Entzündung bereits Ihren Kieferknochen erreicht hat.

Anhand unserer Diagnoseergebnisse planen wir die Wurzelkanalbehandlung Ihres Zahnes. Sie wird nur dann erfolgreich sein, wenn wir die von Karies zerstörte Zahnhartsubstanz und das Zahnmark entfernen und die fein verzweigten Wurzelkanäle präzise aufbereiten. Erst danach können sie eine Füllung erhalten.

Wir nutzen die vergrößernde Lupenbrille, denn das erkrankte oder abgestorbene Zahnmark muss von uns vollständig herausgelöst werden. Andernfalls würde das infizierte Gewebe im Zahninneren weiterhin Entzündungsprozesse auslösen. Damit wir das erkrankte Gewebe bis in die Wurzelspitzen hinein auffinden und auch dort keinerlei Gewebereste zurückbleiben, erfolgt eine endometrische Messung. Mit ihr bestimmen wir die exakte Länge der einzelnen Wurzelkanäle. Zunächst arbeiten wir manuell und mechanisch mit verschiedenen flexiblen Instrumenten, die sich der individuellen Form der Wurzelkanäle gut anpassen. Das Dentin im Zahninneren, das das infizierte Zahnmark umgibt, müssen wir mit abgetragen, da die Bakterien in die innere Schicht des Dentins durch feinste Kanäle — die Dentintubili — einwandern können.

Um die Kanäle gründlich zu reinigen und alle entzündungsauslösenden Bakterien zu vernichten, nehmen wir anschließend desinfizierende Wurzelspülungen vor.

Die gereinigten Wurzelkanäle werden von uns danach getrocknet und Ihr Zahn erhält eine gewebefreundliche Wurzelfüllung. Seine defekte Zahnkrone, sei sie aufgrund eines Zahnunfalls zerbrochen oder durch Karies angegriffen, können wir wiederherstellen. Abhängig davon, wie umfangreich der Schaden ist, kommt eine Zahnfüllung oder eine Krone infrage. Hat der Unfall oder die Karies besonders viel Zahnhartsubstanz zerstört, setzen wir eine sogenannte Stiftkrone ein. Dafür schieben wir in die noch weiche Wurzelfüllung Wurzelstifte ein. Sie sind die Basis für einen Aufbau, auf dem später die künstliche Krone sitzt.